«Was spielt sich darin, was klingt darin, was ist der Ton oder das Timbre des Hörens? Wäre das Hören selbst klanglich?
Horchen ist die Ohren spitzen, sie aufspannen, es ist eine Intensivierung und eine Sorge, eine Neugier und eine Beunruhigung.
Das Klangliche dagegen trägt die Form fort. Es löst sie nicht auf, es weitert und erweitert sie vielmehr, gibt ihr einen Umfang, eine Dichte und eine Schwingung oder eine Welle, der sich die Zeichnung immer nur annähert. Bis in sein Erlöschen hinein dauert das Visuelle an, während das Klangliche bis in seine Dauer hinein erscheint und erlischt.
Das klangliche Präsens besteht von Beginn an in einem Zeitraum. Hören heisst in diese Räumlichkeit eintreten.
Ganz Ohr sein, lauschen, das ist gleichzeitig draussen und drinnen sein, von aussen und von innen offen sein.»
Jean-Luc Nancy
Jean-Luc Nancy: Zum Gehör, Zürich-Berlin: Diaphanes, 2014.
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